:: Philatelie-Weblog

 

In diesem Blog werden in sporadischen Abständen Artikel, Essays sowie Ausätze zu den verschiedensten Themen der Philatelie publiziert und partiell ein Blick hinter die Kulissen von Dr. Löhr Philatelie gewährt.

I. Quartal 2016:

 

Ansichtskarten als Zeugen des historischen Dresden

- ein kleiner Streifzug durch ein verlorenes Stadtbild

 

Kundengastbeitrag von Philipp Mann

 

»Das historische Dresden war Musik aus Stein.«

Gisela M., Dresden-Impression einer 1924 geborenen Zeitzeugin

 

Rom, Paris, Florenz, Venedig, Dresden - eine Aufzählung von europäischen Metropolen, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ihrer architektonischen Schönheit sowie ihrer kunsthistorischen Bedeutung wegen durchaus ebenbürtig zu den schönsten Städten der Welt zählten. Jede auf ihre Art, mit dem ihr eigenen Charme.

    Dresden, die ehemalige sächsische Residenz, welche sich an die von Kunst, Natur und Historie gleichermaßen geadelte Landschaft des Elbtales schmiegt, schied bis zu ihrer architektonischen Renaissance nach der Wiedervereinigung durch die baulichen Wunden, die der diabolische Zweite Weltkrieg in ihr malerisches Stadtbild riss, aus diesem Reigen aus. Ihr weitgehender Untergang wurde zu einem schmerzhaften Symbol fragwürdiger Zerstörung, zu einem schwarzen historischen Kapitel in dem ohnehin von Grauen, inhumanen Ideologien und Barbarei durchzogenen zwanzigsten Jahrhundert.

     Als zu Beginn des epochalen Jahres 1945 das globale Feuer, welches im September 1939 von deutschem Boden aus entfacht wurde, längst auf grausame Weise an den Ort seines Ursprunges zurückgekehrt war, zählte Dresden zu den wenigen in Deutschland vom Bombenkrieg noch weitgehend unberührten Großstädten. Doch das Schicksal wendete sich letztlich im Februar 1945 auch gegen die alte wettinische Residenz. Der Untergang des historischen »Elbflorenz«, wie es Gottfried Herder einst literarisch ehrwürdig bezeichnete, war besiegelt, die Schönheit und architektonische Pracht größtenteils irreversibel zu Schutt und Asche zerfallen. Was für lange Zeit nach dieser Tragödie blieb, war die persönliche Erinnerung der Überlebenden an die verlorengegangene Stadt, ihr Flair und ihre Ausstrahlung. Aber auch diese Erinnerung weicht in der Gegenwart mit dem Verbleichen der letzten Zeitzeugen leider zunehmend der Geschichtsschreibung. Was über die schwindenden Erinnerungen hinaus jedoch fortbesteht, sind neben schriftlichen Zeugnissen historische Bilder – Zeichnungen, Gemälde, Drucke, Bücher sowie insbesondere Ansichtskarten. Letztere waren seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert postalische Botschafter, die das Lokale bildlich in die weite Welt trugen. Sie waren dabei qualitativ stets ein Spiegel der jeweiligen drucktechnischen Entwicklungsphasen. Während in den frühen Jahren heute historisch gewordene Motive bevorzugt lithographisch dargestellt wurden, fand frühestens seit der Jahrhundertwende und spätestens nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die Photographie auf Ansichtskarten fast flächendeckende Verbreitung. Es ist eine durchaus traurige Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet in Dresden große Meilensteine in der Entwicklung des Kamerabaus getätigt worden sind und damit an diesem Ort jenes Medium mitkonzipiert wurde, welches heute das in meinen Augen mit Abstand beste Mittel zur Dokumentation des Vorkriegszustandes eben jenes Ortes repräsentiert: die Photographie.

 

     Im Folgenden sehen Sie eine kleine Galerie historischer Dresdner Motive aus den verschiedensten Epochen, produziert mit den unterschiedlichsten Drucktechniken. Ich möchte Sie einladen, imaginär in diesem offenen Buch zu blättern, denn gerade beim Schmökern in antiken Alben, Bildbänden oder sonstigen historischen Bildquellen wird ersichtlich, welchen tiefgreifenden Tribut die Zerstörung dem einstmals scheinbar durchweg malerisch erscheinenden Stadtbild abforderte. Die Galerie soll ansatzweise durch das Medium Ansichtskarte verdeutlichen, was das historische Dresden, von dessen (leider partiell romantisch überhöhtem) Mythos die sächsische Landeshauptstadt noch in heutigen Tagen profitiert, prägte. Sie besteht aus historischen Kartenmotiven, die von einer längst vergangenen Zeit, ja einer längst vergangenen Welt künden und hoffentlich das eine wie andere Sammlerherz höherschlagen lassen mögen.

 

Der Altmarkt im Jahre 1905 mit dem noch unvollendeten Neuen Rathaus. Rechts ist das 1945 zerstörte Kaufhaus Renner zu erkennen, welches 1874 gegründet wurde, aus 12 Stadthäusern bestand und über eine der ersten Rolltreppen Deutschlands verfügte.
Das historische Dresden mit seinen verwinkelten Straßenzügen und Gassen, den Plätzen mit ihren Monumentalbauten und prachtvollen Bürgerhäusern aus der Vogelperspektive gesehen. Stadt und Fluss bilden eine unvergleichlich harmonische Synthese.
Blick über Schlossplatz gen Theaterplatz mit Semperoper, welche von 1871-1878 nach Entwürfen des berühmten Baumeisters Gottfried Semper durch seinen Sohn Manfred erbaut wurde.
Der ehemals von Stadthäusern aller Baustile und engen Gassen umsäumte Dresdner Altmarkt mit der Kreuzkirche noch ohne den wuchtigen Rathausturm als Motiv einer Postkarte von 1900.
Dieses Postkartenmotiv aus den 1920er Jahren zeigt eine typische Straßenszene des alten Dresden. Auf der rechten Seite bog man in die Schlossstraße ein, in welche wir mit dem folgenden Ansichtskartenmotiv einen Blick werfen:
Blick in die historische Schlossstraße gen Hofkirche. An der Stelle der Bebauung auf der rechten Seite befindet sich heutzutage der Kulturpalast. Postkarte anno 1910.
Seltener Blick auf das 1945 zerstörte Hotel "Schiller" in der Sidonienstraße, flankiert von der Halle des Hauptbahnhofes rechts sowie der mondänen Prager Straße, wo die elegante Welt Dresdens flanierte. Aufnahme aus den 1920er Jahren.
Das facettenreiche Geschäftshaus »Kaiser-Palast« am Pirnaischen Platz überstand als eines der wenigen innerstädtischen Gebäude das Bombeninferno mit vergleichsweise geringen Schäden; wurde aber leider in den 1950er Jahren abgetragen. Motiv von 1899.
Das reich dekorierte, von 1890– 92 erbaute Viktoria-Haus auf der Ringstraße bildete bis zu seiner Zerstörung das »Tor« in die berühmte Prager Straße.
Nur wenige Schritte vom Victoria-Haus entfernt befand sich das Centraltheater – ein architektonisch atemberaubender Bau mit aufwendig feinsinnig gestalteter Fassade sowie phantasievoll perlendem Stuck. Das Gebäude brannte im Krieg aus.
Ein eher seltener Blick auf die Westseite des früher meist als Viktualienmarkt dienenden Altmarktes zeigt vordergründig das 1880 errichtete Denkmal der Germania und im Hintergrund das ebenfalls im Krieg zerstörte Altstädter Rathaus. Motiv von 1918.
Blick in die auf der Neustädter Seite befindliche Hauptstraße mit Goldenem Reiter sowie dem im Krieg zerstörten Neustädter Rathaus am heute stark befahrenen Neustädter Markt.

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Dr. Löhr wird am 20.10.2019 von 9 - 14 Uhr auf der Ansichtskarten-, Briefmarken und Münzbörse in Freiberg vertreten sein. Veranstaltungsort ist die Neue Mensa der TU Bergakademie. Nähere Informationen erhalten Sie über die Webpräsenz des Veranstalters (--> Link).

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